Rundgang Dr. Oekter in Bielefeld am 21. Oktober 2023

 

Es war ein allgemeiner Wunsch von den Wanderfreunden: Ein Besuch bei der Dr. Oekter Welt in Bielefeld. Das bedeutet eine langfristige Anmeldezeit. Im Oktober 2022 hat es geklappt und es konnten vom Wandervorstand 26 Personen für eine Führung am 21.10.2023 angemeldet werden.

 

Treffpunkt war der Braunschweig Hauptbahnhof, Abfahrt um 09:20 Uhr mit der Westfalenbahn Richtung Bielefeld über Hannover. Auch dort stiegen noch Wanderfreunde dazu. Am Zielort nahmen wir erst einmal einen kleinen Imbiss zu uns, um dann gestärkt mit der Straßenbahn zur Dr. Oekter Welt zu fahren. Dort begrüßte uns eine nette Führerin, die uns (mit Pausen) ca. 165Minuten durch die Anlagen führte.

Im Januar 1891 übernahm August Oetker in der ostwestfälischen Stadt Bielefeld die Aschoff’sche Apotheke, eine von vier Apotheken der Stadt. In dieser baute er das Laboratorium aus, um zu experimentieren und neue Ideen umzusetzen. Zu den ersten Erzeugnissen gehörten ein Gesundheitskakao, eine Fußcreme und eine Warzentinktur.

Im Laboratorium der Apotheke sowie im Haus Müller der gleichnamigen Bäckerei führte er erste Experimente zur Herstellung von Backpulver durch. Der Backvorgang war ihm aus der Backstube seines Vaters in Obernkirchen bekannt. Zur Auflockerung des Brotteigs verwendete man damals Sauerteig oder Hefe. In England war man schon Mitte des 19. Jahrhunderts dazu übergegangen, dem Teig Substanzen beizumischen, die während des Backvorgangs Kohlendioxid entwickelten, um ihn aufzulockern. In Deutschland hatte der Chemiker Justus Liebig in diese Richtung experimentiert, die von ihm entwickelten Stoffgemische besaßen jedoch durch vorzeitige Reaktion eine zu kurze Haltbarkeit. Ein Schüler hatte Liebigs Ideen nach Amerika mitgenommen und dort ein Backpulver auf Basis von Natron und Weinsäure industriell hergestellt. Möglicherweise wurde Oetker davon durch einen Verwandten in Kenntnis gesetzt. Unstrittig ist jedenfalls, dass Oetker nicht der Erfinder des Backpulvers war. 1901 meldete Oetker ein Patent für ein verbessertes, haltbares Backpulver an und verkaufte es, passend für ein Pfund Mehl, in kleinen Tüten à 10 Pfennige unter der Marke Backin, welche am 27. November 1902 registriert wurde. Die geringen Kosten der Vorprodukte ermöglichten eine große Gewinnspanne.

Oetker setzte seinen Doktor-Grad gezielt als Marketing-Element ein, womit den Kunden das Backpulver als ein neues, professionell entwickeltes und getestetes Produkt mit garantierter Funktion suggeriert wurde. Die auf positive Werte wie Gesundheit und Qualität abzielende Werbestrategie war die eigentliche Erfindung von Oetker, die sein Produkt so erfolgreich machte. Zu Oetkers Werbemaßnahmen gehörte auch das heute so genannte Content-Marketing, indem er ein eigenes Backbuch mit Rezepten herausgab, die sein Backpulver als Zutaten verwendeten. Ebenfalls fanden sich Rezeptvorschläge auf den Backin-Packungen. Das Dr. Oetker Schulkochbuch, das 1911 erstmals herausgegeben wurde, wurde eines der erfolgreichsten Kochbücher auf dem Markt. August Oetker besuchte Messen und gewann auf einer Kochkunstausstellung in Hamburg eine Goldmedaille, über die er dann in seinen Zeitungsanzeigen berichtete.[RJ 3] 1908 wurde die erste Werbeabteilung eingerichtet. Diese formulierte das Ziel, dass in jeder Zeitung in einem Ort mit mehr als 3000 Einwohnern Annoncen geschaltet wurden.

1900 gründete Oetker eine Fabrik in der Lutterstraße in Bielefeld, dem heutigen Stammhaus. Von hier aus belieferte er bald das gesamte Deutsche Reich mit Backpulver. Bis zu 100.000 Päckchen wurden hier täglich ausgeliefert. Dort wurden auch weitere Produkte wie Puddingpulver, Aromen und Speisestärke entwickelt. Schon nach einem Jahr entstand ein zweites Fabrikgebäude. Seine Vertreter bekamen die Anweisung, dass Oetkers Produkte ab 1907 in jedem Geschäft vertreten sein müssten. In dem wachsenden Unternehmen stellte Oetker 1904 seinen jüngeren Bruder Eduard Oetker, einen Naturwissenschaftler, als Leiter des Labors ein. 1906 folgte sein Bruder Louis Oetker, der den Außendienst und die Werbeabteilung übernahm. 1913 starb Eduard im Alter von 38 Jahren an Krebs, Louis hatte ein Jahr vorher Bielefeld verlassen und in Hameln den Betriebsteil Reese übernommen.

Oetker schuf bessere Arbeitsbedingungen für seine Arbeiter und ließ in seinem Betrieb eine Lehrküche einrichten, die der Ausbildung der Arbeiterinnen diente, um sie auf die Ehe vorzubereiten. Oetkers Arbeitsdisziplin war berüchtigt. Seine Regeln formulierte er 1908 und hängte sie im Betrieb auf:

Danach gab es die Möglichkeiten mehrere Produkte aus der Versuchsküche zu probieren, z.B. Mini-Kuchen, Pizza und Desserts. Wir haben eifrig zu gegriffen. Danach hatten wir die Möglichkeiten um Dr.  Oekter Shop Produkte des Hauses einzukaufen. Jeder Gast bekam zum Abschied noch eine Geschenktüte, darüber haben wir uns gefreut. Gegen 17:00 Uhr machten wir uns auf die Rückreise, aber diesmal über Bad Oeynhausen, weiter mit WFB-Zug nach Braunschweig.

Es war ein schöner Tag und alle waren so begeistert von der interessante Dr. Oekter Welt und waren doch überrascht, wieviel Produkte dort hergestellt werden.

Danke schön an unsere Wanderfreundin Nadine Bergmann,  die Worte der Führerin in Gebärdensprache übersetzte.

 

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