Chronik des Gehörlosensportvereins Braunschweig

1925 -

Gründung Gehörlosen Kegelverein Braunschweig

Im Januar 1925 entschloss sich eine Gruppe junger sportfreudiger Gehörloser, zu einer festen Vereinsarbeit. Unter der Leitung von Wal­demar Brand, Walter Noah und Albert von Einem wurde der Gehörlosen Kegelverein Braunschweig aus der Taufe gehoben. Die damals 14köpfige Gemeinschaft traf sich jeden Samstag von 20.00 bis 23.00 Uhr im Restaurant Jörns, in der Karlstraße, zu Vergleichs-Wettkämpfen auf Bohle und Asphalt. Am 1. Oktober 1933 traten sie dann dem Verein Braunschweiger Kegler e.V. von 1891 bei. Gleichzeitig zogen die Kegler zum Verbands-Keglerheim am Kleinen Exerzierplatz um und trugen dort ihre Wettkämpfe bis zum 15. Oktober 1944 aus. Während dieser Zeit wurden mit anderen Gehörlosenvereinen mehrere Städtever­gleichskämpfe ausgetragen, aus denen unsere Kegler oftmals siegreich hervor­gingen.

 

1930 -

Gründung Gehörlosen Sportverein Braunschweig

Fünf Jahre nach der Gründung des Kegelvereins wurde dann im Jahre 1930, von Willi Helms und Karl Klottig der Gehörlosen Sportverein gegründet. Die Freude am Fußballsport bewegten die Gründer des Vereins, den Braunschweiger Gehör­losen durch aktive sportliche Betätigung eine neue, bis dahin versagte Lebens­freude zu schaffen. Tatkräftig unterstützt wurden sie von dem Direktor der Braun­schweiger Taubstummenanstalt, Wilhelm Heitefuß, der sich für die Verhandlungen mit den zuständigen Behörden und Vereinen zur Verfügung stellte.Zunächst schloß sich der zahlenmäßig kleine Verein als selbstständige Abteilung dem SC Leu 06 an. Vorsitzender war Karl Klottig. Im Jahre 1936 wechselte der Verein zum SC Einigkeit Gliesmarode über, dem er bis zum Jahre 1945 angehörte.

 

1938 erreichte die Herrenmannschaft das Endspiel um die Deutsche Gehörlosen Fußballmeisterschaft. In Berlin schlugen sie den GSV München mit 3: 2 Toren. Nach dem Zusammenbruch 1945 schlossen sich die Gehörlosen dem Braunschweiger Männerturnverein an, wo die sportliche Betätigung auch auf Leichtathletik und Faustball ausgedehnt wurde.

 

Elf Jahre später erreichte die Mannschaft erneut das Endspiel um die Meisterschaft. Dieses Mal fand es in Gmünden statt. Exakt der gleiche Gegner, der GSV München, wurde erneut mit 3:2 Toren bezwungen.

 

Die Fußballmannschaft hat seit 1931 einen doppelten Spielbetrieb durch­zuführen. Einerseits nahm man mit wechselnden Erfolg an den Punktspielen des NFV-Kreis Braunschweig, in der Kreisklasse teil, andererseits hatte man die Meisterschaftsspiele auf Gehörlosenebene zu absolvieren. Bis zum Zusammenschluß 1951 errangen die Fußballer zehn Mal den Titel eines Norddeutschen Gehör­losenmeister und zwei Mal wurden sie Deutscher Gehörlosen Meister.

 

1941 -

Gründung Gehörlosen Schachgruppe Braunschweig

Es begann eigentlich mit den Unterhaltungsabenden der gehörlosen Sportler in dessen Stammlokal „Dannes Hotel“. An diesen Abenden wurde teilweise Schach gespielt. Einige talentierte Spieler nahmen 1940 an einem Schachtreffen der Gehörlosen aus Norddeutschland teil. Der damalige Verbandsschachwart O. Frank aus Berlin regte die Kameraden aus Braunschweig zur Gründung einer Schachgruppe an. Diese wurde am 5. Oktober 1941 von Heinz Fiebiger ins Leben gerufen. Die zehnköpfige Schachgruppe wurde der damaligen Schachgemeinschaft KdF angegliedert. Gespielt wurde bis zum 15. Oktober 1944 in dem Lokal „Stadt Halle“ in der Güldenstraße. Bei dem großen Bombenangriff in der Nacht zum 15. Oktober 1944, verbrannte das gesamte Spielmaterial.

 

Nach dem Krieg wurde der Spielbetrieb unter der Leitung von Heinz Brunke wieder aufgenommen. Da es aber noch nicht viel Spielmaterial gab, mußten sie sich der hörenden Schachvereinigung Nord-Süd Richmond anschließen. Es gab dann fünf Jahre lang viele Wettkämpfe untereinander, bei denen die Gehörlosen viel über das königliche Spiel lernten.

 

1947 -

Gründung Gehörlosen Faltbootgruppe Braunschweig

Bis zum Kriegsausbruch 1939 fanden sich einige Gehörlose zusammen, um Wanderfahrten auf den heimischen Gewässern um Braunschweig zu betreiben. Nach dem Kriegsende nahmen die Kanuten Verbindung mit der British-Resident Brunswick-Verwaltungsbehörde auf, um eine Genehmigung zwecks Vereinsaufbau zu erlangen. Diese Urkunde wurde im Juni 1947 erteilt. Auch Verhandlungen mit der Stadt Braunschweig brachten den Erfolg, dass den gehörlosen Kanuten ein Gelände an der Oker auf Pacht zugeteilt wurde.

 

Auf diesem Gelände wurde aus eigener Kraft und Mitteln ein Bootshaus errichtet. Die Stadt steuerte als Zuschuß 1.000 DM bei. Heute dient dieses Bootshaus allen Sportlern als Vereinsheim. (Siehe Chronik des Vereinsheim)

 

1951 -

Zusammenschluss

In diesem Jahr erfolgte der von der Stadt Braunschweig empfohlene Zusammenschluss aller bestehenden Gehörlosen – Sportvereine:

  • Gehörlosen Kegelclub (1925)
  • Gehörlosen-Sportverein Fußball (1930)
  • Gehörlosen Schachverein (1941)
  • Gehörlosen Faltbootgruppe (1947)

 zum Gehörlosen Sportverein Braunschweig mit Gründungsjahr 1925.